Das Stillen meines Babys mit Down-Syndrom

Denise Woltering, Virginia, USA
Übersetzung: Anja Harnisch, Österreich
Foto: Maria Griner

Ich hatte einen recht stressigen Sommer und fühlte mich ziemlich ausgelaugt und unangenehm schwanger, als meine Fruchtblase viereinhalb Wochen zu früh platzte. Mein Mann und ich fuhren ins Krankenhaus. Ich war nicht allzu besorgt, da mein erstes Kind ebenfalls fast vier Wochen zu früh auf die Welt kam und alles bestens gewesen war. Als Evangeline geboren wurde, konnte mein Mann und ich nicht glücklicher sein. Sie wog 2,3 kg, war rosig und gesund; Jetzt würde sich alles wie schon zuvor zusammenfügen und wir würden in einem Tag oder mehr aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Ich legte unsere Tochter sofort an die Brust und sie begann zu nuckeln; Es war nur kein so starkes Nuckeln. An diesem Morgen kam unser Kinderarzt hierher und schlug vor, sie auf Down-Syndrom zu untersuchen, da sie ein bisschen schlaff schien. Uns kam sie okay vor. Mein Mann ist Asiate, dachten wir, dass der Arzt ihr asiatisches Aussehen mit dem Aussehen eines Down Babys verwechselt haben könnte. Der Neonatologe der sie untersuchte schien sich keine Sorgen zu machen, deshalb entschieden wir uns sie nicht testen zu lassen.

Evangeline konnte nicht stillen, aber sie schlief auch viel und musste immer zum Füttern geweckt werden. Mein anderes frühgeborenes Kind hatte sich ähnlich verhalten. Aber ich bemerkte, dass mein Kolostrum nicht kam und die Krankenschwester vor zu pumpen schlug. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nicht abgepumpt und das war meine vierte Geburt. Ich stimmte zu, es zu probieren, weil ich anfing ein bisschen besorgt zu sein.

Vor der Entlassung aus dem Krankenhaus wollen die Ärzte und Schwestern verständlicherweise sehen, dass das Baby adäquate Nahrung zu sich nimmt. Das setzte mich als Mutter und mein Baby unter Druck, eine Leistung zu bringen. Die nächsten 48 Stunden pumpte ich und versuchte die kleinsten Mengen an Kolostrum in mein Baby zu bringen. In dieser kurzen Zeit wurde ich zur Zeitnehmerin und Flüssigkeitsbeobachterin, die jeden gepumpten und flaschengefütterten Milliliter und jeden Windelwechsel notierte. Die Schwestern hören nicht auf den Fuß meiner kleinen Tochter, um ihre Zucker- und Bilirubinwerte zu testen. Es war ziemlich nervenaufreibend. Ich legte mein kleines Mädchen bei jeder Gelegenheit an.

Zwei große Verbesserungen seit meiner ersten Geburt elf Jahre davor waren die hilfreichen Stillschwestern, die mich ermutigten es weiterhin zu versuchen und oft zu mir kamen um nach mir zu sehen und die Ermutigung zu Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen mir und meinem Baby. Es gab keinen Weg, meines kleinen Mädchens ins Kinderzimmer zu bringen. Stattdessen gab es viel warmes, nacktes Babynuckeln und Schlafen auf meinem oder Papas Oberkörper. Ich kann wirklich nicht genug Lob dafür aussprechen.

Nach ein paar Tagen wurden mein Baby und ich entlassen, aber das war eine ziemlich neuartige Erfahrung. Wir fuhren mit einem herzigen, gesunden und schläfrigen Baby, das die Aufgabe zu stillen einfach nicht zu erlernen schien, nach Hause. Wir schleppten eine schwere, aber effiziente Krankenhauspumpe mit, die in den nächsten paar Monaten mein guter Freund wurde.

Ich war ein bisschen entsetzt und dauerte lange besorgt wegen ihrer Flaschenfütterung und ob sie jemals wirklich und ausschließlich an meiner Brust stillen würde: ich wusste über Saugverwirrungen Bescheid. Es gab nichts darauf, dass ich mich so sehr auf diese liebende und exklusive Band freute, die das Stillen bringt und empfand, dass es vielleicht dahinschwinden könnte. Nichtsdestotrotz war das primäre Ziel mein Baby zu ernähren und ihr zu helfen zu wachsen. Wenn es notwendig wäre, acht bis zehn Mal in einem Zeitraum von 24 Stunden zu pumpen, dann sollte es so sein.

Also fand ich mich in einer Umlaufzeit von 15-20 Minuten Pumpen und 45 Minuten Füttern. Das passierte rund um die Uhr, ungefähr alle drei Stunden oder so. Zu behaupten, ich litt unter Schlafmangel war keine Übertreibung. Jedes Mal bevor ich ihr die Flasche gab, bot ich ihr meine Brust an, und die meisten versuchten sie ein bisschen zu saugen. Ich schlief, als ich konnte und versuchte weiterhin, so viel Haut-zu-Haut-Kontakt wie möglich einzusetzen. Manchmal wickelte ich ihren nackten Körper untertags in ein Tragetuch, nah an meinen Oberkörper, und zog ein großes T-Shirt darüber, damit ich diese Stimulation fortsetzen konnte.

Als Evangeline acht Tage alt war, dachte ich wirklich, dass sie den Dreh heraußen hätte. Sie erreichten ihr Geburtsgewicht und nahmen ein paar hundert Gramm zu. Ich dachte: „Okay, jetzt hat sie es. Ich kann mich entspannen und sie einfach mehr stillen und weniger mit der Flasche füttern.“ Fünf Tage später, als ich die Baby-Aufzeichnungen meiner ältesten Tochter anschaute, sah ich, dass diese in den ersten zwei Lebenswochen fast ein Kilo zugenommen hatte! Evangeline hatte nur wenige hundert Gramm zugenommen. Die Andeutung meines Kinderarztes, dass meine Tochter vielleicht das Down-Syndrom haben könnte, kam mir wieder in den Kopf. Warum war sie so schläfrig, warum war es ein Kampf 30ml Muttermilch in ihren kleinen Körper zu bringen?

Mittlerweile, gestresst, verdoppelte ich meinen Einsatz mit der Pumpe und wurde erneut wachsam dabei im Auge zu behalten wie viel Milch sie zu sich nahm. Ich konsultierte mehrere Laktationsberaterinnen. Die Hauptinformationen die ich aus diesem Treffen mitnahm war weiter daran zu arbeiten. Acht bis zehn Mal pro Tag pumpen, beide Seiten gleichzeitig. Das erhöhte definitiv meine Produktion. Ich für die Milch ein die ich nicht benutzt habe. Ich bot weiterhin die Brust an und versuchte ein Stillhütchen, das ihre Hälfte ein bisschen besser anzudocken. Ich fühlte mich schuldig und schämte mich sogar, dass ich sie nicht zum Stillen bringen konnte. Ich hatte mir diese Gefühle offensichtlich selbst auferlegt und konnte meine Sorgen nicht abschütteln, als ich meinem Baby die Flasche gab. Eine Beraterin konnte mich ein wenig beruhigen, als sie sagte, dass meine Tochter einfach noch nicht bereit war anzudocken und ich weiterhin dranbleiben und pumpen solle!

Es dauerte einige Tage, bis ich den Mut aufbrachte, meinem Mann zu sagen, dass wir in Erwägung ziehen sollten, sie auf Down-Syndrom testen zu lassen. Das war einfach nicht die typische Neugeborenen-Entwicklung und dafür könnte es einen Grund geben. Er meinte, sie sei nur jung und schwach und würde zurechtkommen, sobald sie ihren eigentlichen Geburtstermin erreicht hätte, aber er stimmte dem Bluttest zu. Eine Woche später informierte der Kinderarzt mich, dass Evangeline tatsächlich das Down-Syndrom hatte. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich in meinem Herzen, dass das der Fall war und war nicht schockiert. Mein Mann und ich gingen an diesen Punkten durch einen Trauerprozess. Was mich am meisten beunruhigte war die Angst, dass mein Baby krank sein könnte, obwohl sie gesund schien und glücklicherweise keine Anzeichen eines angeborenen Herzfehlers hatte, für die Kinder mit einem Down-Syndrom ein höheres Risiko haben.

Mit der Diagnose begann ich im Internet in Artikeln über das Stillen eines Babys mit Down-Syndrom nach hilfreichen Ideen zu suchen. Ich besuchte weitere Laktationsberaterinnen und sprach mit La Leche Liga Beraterinnen. Alle ermutigten mich und erinnerten mich, dass das Füttern des Babys unsere erste Priorität war. Die größte Hilfe kam von meinem Mann und einer Freundin mit einer wunderschönen Tochter mit Down-Syndrom, die sie zwei Jahre lang gestillt hatte. Sie trafen sich mit mir, verschickten meinen Artikel und sagten mir immer wieder, dass ich dranbleiben sollte, da Stillen das beste und gesündeste Geschenk ist, das ich meinem Kind machen konnte. Und so pumpte ich weiter und bot ihr die Brust an.

Es gab eine Zeit in der ich sie, nervös wegen der Gewichtszunahme, jeden Tag abwog: Die Ärzte sagten mir weiterhin, dass sie täglich 15 bis 30 Gramm zunehmen müsste. Es passiert langsam, aber es passiert. Wir haben zwei sehr intensive Monate durchlebt. Ich dachte, dass sie niemals ausschließlich stillen würde. Obwohl mich das traurig machte, war ich glücklich, dass sie zumindestens nuckelte und dass wir auf diese Weise verbinden konnten. Ich beschloss ein Jahr lang abzupumpen, egal wie unangenehm das wäre, um ihr mein Bestes zu geben. Evangeline war beim Stillen in der Nacht erfolgreicher als Untertags, also ob der Instinkt dann einsetzen würde. Es gab kein Durchschlafen mit zehn Wochen! Ich versuchte auch einige Male das Brusternährungsset. Ich weiß, dass manche Menschen damit großen Erfolg haben, aber für mich funktionierte es nie.

Ich habe vier Kinder und unterrichte diese zu Hause. Wir arrangierten unseren Tag rund um Pumpen, Stillen und Fütterungszeiten. Wir nehmen Dinge an und stellen immer sicher, dass eine kleinere Pumpe und eine Flasche Milch im Auto waren. Zu diesem Zeitpunkt pumpte ich zweimal in der Nacht 20 Minuten lang und ungefähr vier Mal untertags.

Ich werde niemals den Dienstag vor Thanksgiving vergessen als Evangeline vier Monate alt war. Wir wogen sie ab und setzen uns zum Stillen hin. Die Beraterin sagte: „Wissen Sie, ich glaube, sie kriegt es raus. Ihre Mundbewegungen schauen großartig aus!“ Als sie fertig war, wogen wir sie ab und sie hatte 30 Gramm selbst zu sich genommen! Das war ein Moment wirklicher Begeisterung auf meiner Seite: Wir machen Fortschritte.

Danach nahm Evangeline jeden Tag mehr zu sich. Ich pumpte weiterhin bis Jänner, verringerte aber die Anzahl nach und nach. Mit sechs Monaten wurde Evangeline ausschließlich gestillt! Mit 18 Monaten ist sie glücklich und stillt immer noch mit Begeisterung. Sie war noch nie im Krankenhaus und noch nie ernsthaft krank. Ich bin Gott dankbar dafür und glaube, dass die Muttermilch eine wichtige Rolle für ihre Gesundheit gespielt hat.

Wenn du ein Baby mit Down-Syndrom hast, ist das anfangs schwach – du kannst stillen. Versuche es weiter! Borge dir eine gute Krankenhauspumpe aus. Biete weiterhin die Brust an und stelle sicher, dass dein Baby die Milch bekommt, die es braucht. Du wirst es nicht bereuen.

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